Wagen 110-112: vierachsige offene Personenwagen
Technische Daten |
Hersteller: |
Bauunion Süd, Bauhof Rothenburg
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Baujahr:
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ca. 1952
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Gewicht: |
leer: 1 t, Gesamt: 2,2 t |
Länge über Wagenkasten:
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5300 mm
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Breite:
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1000 mm
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Einstiegshöhe: |
350 mm
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Platzangebot: |
13 + Bremser
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Kupplung: |
gefedert, ursprünglich Bauart Scharfenberg,
z. Z. Stange
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Wagen 110
Wagen 111
Gebaut wurden alle drei Wagen dieses Typs vom Bauhof Rothenburg der
Bauunion Süd für das Pionierlager Prerow auf dem Darß.
Die Bauunion betrieb Anfang der 50er Jahre in diesem Lager eine 600
mm-spurige Pioniereisenbahn, die sogenannte Strandbahn Prerow. Die zwei
Kilometer lange Strecke wurde nach der Saison wieder abgebrochen und
später nicht wieder aufgebaut. Als Loks standen eine Deutz OME 117
und eine Diema DS 12 zur Verfügung. Nach der Einstellung des
Betriebes fuhren die Loks wieder auf Baustellen, die Wagen hingegen
gingen an die Pioniereisenbahn Dresden. Dort erhielten die Fahrzeuge
neue Drehgestelle mit der Spurweite 381 mm (15 Zoll, Liliputbahn).
Über viele Jahre hinweg liefen sie wegen der fehlenden
Druckluftbremse am Anfang der Züge und waren unter der Bezeichnung
"Hupper" bekannt. Nach der Wende 1990 durften ungebremste Wagen nicht
mehr eingesetzt werden, weshalb die Parkeisenbahn Dresden sie
schließlich im Jahre 1995 ausmusterte. Im September 1995
übernahmen wir alle drei Wagen.
Die Drehgestelle mussten für die Spurweite 600 mm neu konstruiert
und angefertigt werden. Die erste Neukonstruktion war stark an das
Pionierbahndrehgestell angelehnt und wurde so mit einem innen liegenden
Fachwerkrahmen aber mit Schraubenfedern ausgeführt.
Das Sächsische Umschulungs- und Fortbildungswerk unterstützte
diese Arbeiten anfänglich, allerdings traten später
Schwierigkeiten auf, die uns zwangen, den Bau allein fortzuführen.
Das Fachwerkdrehgestell
Der Wagen 110 wurde als erster der drei aufgearbeitet und bekam auch
als erster 1999 die neuen Fachwerkdrehgestelle. Die praktische und
einfache Bauart des Drehgestells genügte den begrenzten
Anforderungen der Strecke auf dem alten Klotzscher Vereinsgelände,
wies allerdings beim späteren Einsatz auf dem neuen
Vereinsgelände stärkere Defizite auf. Zum einen war der Einbau einer
Bremse nicht möglich, zum anderen wäre die Gefahr des
Umstürzens im Entgleisungsfall deutlich größer als bei einem niedrigliegenden
Außenrahmen, der dann als Gleitkufe fungiert. So
wurde 2002 mit der Neukonstruktion der Drehgestelle begonnen, in die
sowohl die Erfahrungswerte aus der ersten Konstruktion, als auch die
Ansprüche des zukünftigen Fahrbetriebes und der neuen
Streckenverhältnisse mit einflossen. Die neue Bauart erhielt einen
Kombirahmen der sowohl Innen- als auch Außenrahmen ist. Der
Außenrahmenteil dient zur sicheren Auflage des Drehgestells auf
der Schiene im Entgleisungsfall. Der Innenrahmenteil dient zur
Weiterleitung der Kräfte, die vom Rad auf den Wagenkasten
übertragen werden müssen. Gleichzeitig bietet die neue Bauart
die Möglichkeit zum Einbau einer Bremsausrüstung, was den
Anforderungen der neuen Fahrstrecke geschuldet ist. Die beiden
Prototypen dieser Kombibauart befinden sich seit 2003 unter diesem
Wagen.
Prototyp des Kombirahmen-Drehgestells
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CAD-Modell
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2005 wurde bei einem Drehgestell dieses Wagens eine mechanische Bremse
eingebaut, was die Betriebssicherheit weiter erhöhte.
Nach der Aufarbeitung des Wagens Nr.110 in Eigenleistung zeigt sich
dieser nun äußerlich in dem Zustand, wie er in Prerow
eingesetzt wurde. Zu diesem Erscheinungsbild gehören, neben dem
damals gebräuchlichen Firmensymbol der Bauunion, auch das
Pionierzeichen und der Schriftzug "Pionierexpress".
Die Wagen Nr.111 und Nr.112 wurde von Sommer 2006 bis Herbst 2007 von
Mitarbeitern des Projektes „Jugend in Arbeit“ der Arbeitsagentur Pirna
aufgearbeitet und teilweise mit Säulen für das spätere
Dach versehen. Die Unterstützung kam gerade rechtzeitig, bildeten
sich doch aufgrund der gestiegenen Besucherzahlen an unseren
Haltestellen immer größere Wartegemeinschaften. Jedoch
fehlte es nach der Aufarbeitung der Wagenkästen immer noch an
Drehgestellen.
Von Mitte 2005 bis Mitte 2006 wurde das am Wagen Nr.110 erprobte
Kombirahmen-Drehgestell im Rahmen einer Projektarbeit konstruktiv
leicht überarbeitet. Da die Radscheiben der vorhandenen
Bergbau-Radsätze beinahe messerscharfe Spurkränze haben,
wäre das Aufschweißen eines neuen Spurkranzes gegenüber
der Neufertigung unwirtschaftlich geworden. So wurden im Jahr 2007 neue
Radscheiben mit Radprofilen nach BOP (Bau- und Betriebsordnung für
Park- und Pioniereisenbahnen) konstruiert und zur Fertigung nach
Rumänien in Auftrag gegeben. Die Fertigung der Radscheiben in
Rumänien war trotz der großen Entfernung die
preisgünstigste Variante, da alle deutschen Hersteller auf Grund
guter Auftragslage, deutlich höhere Preise verlangten. Anfang 2008
wurden die Drehgestelle für Wagen Nr.111 nach den
überarbeiteten Entwürfen gebaut und die neuen Radsätze
montiert.
Seriendrehgestell ohne Bremse
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CAD-Modell
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Parallel dazu wurde der Wagenkasten mit einem Dach auf den
vorgefertigten Stützen versehen, so dass der Wagen bereits zur
Pfingstausstellung 2008 im Besucherverkehr eingesetzt werden konnte.
Ende 2008 erhielt der Wagen noch eine mechanische Bremsausrüstung,
die von einem Handrad auf beide Drehgestelle gleichzeitig wirkt. Mit
dem so ausgestattet Wagen kann nun auch unter schwierigsten Witterungs-
und Reibungsverhältnissen ein sicherer und angenehmer Fahrbetrieb
gewährleistet werden.
Für Wagen Nr.112 werden die Radscheiben demnächst in Auftrag
gegeben und die Drehgestelle gebaut. Da bei schlechtem Wetter das
Besucheraufkommen naturgemäß deutlich geringer ist, wird
dieser Wagen (112) ohne Dach bleiben.
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Erstellt am 22.05.2009
von Thomas Wahl und Rainer Dominik (c)
HFD e. V.