Früher gab es bei Meißen entlang der Elbe zahlreiche Steinbrüche. Die Steine wurden meist per Schiff Richtung Dresden und Riesa transportiert. Innerhalb der Brüche existierten Feldbahnen, die bis auf die Ladestellen an der Elbe reichten. Die Loren wurden oft nur von Hand geschoben. Um die Arbeit zu erleichtern und die Leistungsfähigkeit der Feldbahn zu erhöhen, baute ein Schlosser der Steinbruchsfirma Dieck & Bosse diese kleine Lok auf.
Als Motor verwendete man einen Deutz-Stationärmotor. Hauptmerkmal solcher Motore ist die Verdampfungskühlung, wobei das kochende Wasser die Motorwärme aufnimmt. Dies ist eine einfache und sichere Lösung. Solche Motoren fanden wegen ihrer Robustheit z. B. auf Baustellen vielfach Verwendung, ob nun im Betonmischer, in Pumpen oder bei Seilaufzügen. Die Leistungspalette reichte dabei vom kleinen Benzinmotor im Westentaschenformat mit nur 2 PS bis zum 50 PS-Aggregat zum Antrieb von Straßenwalzen.
Über Keilriemen und Zwischenwelle wird ein Getriebe unbekannter
Herkunft angetrieben. Es hat zwei Vorwärtsgänge, die mit einem
Hebel eingelegt werden können. Ein anderer Hebel ist für den
einzigen Rückwärtsgang zuständig. Der dritte Hebel betätigt
die offene Konustrockenkupplung. Denkbar wäre, daß das Getriebe
aus einem Motorboot (Fähre o. ä.) stammt. Außen überträgt
eine Kette die Kraft auf die hintere Achse, eine weitere Kette verbindet
beide Achsen miteinander.
Nach der Stillegung der Brüche bei Meißen gelangte das Fahrzeug
zu einem Privatmann in Klein-Zadel, der eigentlich nur den Motor als Antrieb
für seine Kreissäge brauchte. Zum Glück blieb das Fahrzeug
trotzdem vollständig erhalten. Im Jahre 1986 übernahm die HFD
die betriebsfähige "Lok".
Die Firma Strüver bot lange Zeit eine kleine Lok unter der Markenbezeichnung
"Schienenkuli" an. Diese Kulis hatten prinzipiell denselben Grundaufbau
wie das hier vorgestellte Fahrzeug und viele andere Eigenbauloks. Deshalb
werden diese Eigenbauten oft unter dem Oberbegriff Schienenkuli zusammengefaßt.
Hersteller | Dieck & Bosse |
Baujahr | ca. 1939 |
HFD-Nummer | 35 |
bei der HFD seit | 18. Oktober 1986 |
Spurweite | 600 mm |
Motor | Deutz MAH 716 |
Leistung | 10 PS bei 1000 U/Min |
Getriebe | Schaltgetriebe, 2 Gänge vorwärts, 1 Gang rückwärts |
max. Geschwindigkeit | ca. 8 km/h |
Masse, betriebsbereit | ca. 1 t |
Erstellt am: 05.09.2000 Zuletzt geändert am: von Marian Sommer (c) HFD e. V.